Und nicht vergessen: 40 Jahre lang war das in Deutschland explizit nicht so. Es gab eine Vermögensteuer, eine Finanztransaktionssteuer, eine Börsensteuer und eine ordentliche Einkommensteuer (zehn Jahre lang sogar mit einem Spitzensteuersatz von bis zu 95%!).
Wenn damals ein Unternehmen ordentlich Gewinn gemacht hat, konnte sich ein CEO das nicht einfach auf sein Konto auszahlen lassen so wie Susanne Klatten und Stefan Quandt einfach mal jeweils eine halbe Milliarde überwiesen bekommen haben. - der Staat hätte einfach einen riesen Haufen davon einkassiert über die Einkommen- und Vermögensteuer.
Der CEO konnte die Unternehmensgewinne auch nicht einfach in eine Scheinfirma in einem anderen Land überweisen, und sich dann selbst auszahlen - über die Finanztransaktionssteuer hätte der Staat wieder einen riesen Haufen davon einkassiert.
Und geschickt über Börsenanteile die Gewinne an sich selbst abgeben? Nope, sorry, Börsensteuer, riesen Haufen Geld, bitte.
Die Folge? Entweder blieb das Geld in den Unternehmen und wurde in Neuinvestitionen gesteckt, oder an die Arbeitnehmer ausgezahlt - da mussten dann nämlich weniger Steuern an den Staat gehen.
Damals waren die Bahn staatlich, die Telekom auch, die Energieunternehmen auch, Milliardäre gab’s nicht, es gab ein zeitlich unbefristetes, sanktionsfreies Arbeitslosengeld in Höhe von 2/3 des letzten Gehaltes, die Rente war sicher und BaföG musste man nicht zurückzahlen.
All das wurde dann Ende der 80er, Anfang der 90er abgeschafft. Auf einmal gab’s Milliardäre, auf einmal stagnierten die Neuinvestitionen, auf einmal verdienten CEO’s bis zu 400 mal mehr als Arbeitnehmer, anstatt nur so 10-30x so viel.
Und obwohl das Land noch voll war mit NSDAP-Mitgliedern, haben die Nazis keine 20% gekriegt.
Und nur mal so, als dieses Wirtschaftssystem entworfen wurde, sagten die CDU/CSU sowas:
„Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden. Nach dem furchtbaren politischen, wirtschaftlichen und sozialen Zusammenbruch als Folge einer verbrecherischen Machtpolitik kann nur eine Neuordnung von Grund aus erfolgen.
Inhalt und Ziel dieser sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung kann nicht mehr das kapitalistische Gewinn- und Machtstreben, sondern nur das Wohlergehen unseres Volkes sein. Durch eine gemeinwirtschaftliche Ordnung soll das deutsche Volk eine Wirtschafts- und Sozialverfassung erhalten, die dem Recht und der Würde des Menschen entspricht, dem geistigen und materiellen Aufbau unseres Volkes dient und den inneren und äußeren Frieden sichert.“
Krass, davon wusste ich überhaupt nichts. Ich vermute, dass das alles Abgeschafft wurde, nach dem sich der Neoliberalismus breitgemacht hat?
Jepp. Das gleiche passierte in allen westlichen Ländern ebenfalls. Begann mit Reagan und Thatcher in den USA und Großbritannien, Kohl hat damit in Deutschland angefangen und Schröder hat dann auch nochmal ordentlich mitgemischt.
Als ich das gelernt habe, hab ich auch gedacht, ich werd’ nicht mehr. Auch, dass es in den USA mal einen Mindestlohn gab, von dem man adäquat leben konnte.
Der Zweite Weltkrieg hatte halt alles eingeführt, was man in den 20er und 30er Jahren als Sozialismus verschrien hätte: Eingefrorene Löhne und Preise, hohe Einkommen- und Gewinnsteuern, Verteilung, viele Leute in staatlichen Berufen - einfach, weil sowas notwendig ist wenn sich ein Land im Krieg befindet. Die Sozialstaaten im Westen nach dem Zweiten Weltkrieg entsprangen direkt aus dieser Zeit - man wusste, dass es eben funktioniert. Und wer in der Nachkriegszeit auf die Idee kam, man müsse das abschaffen, wurde als völlig absurd angesehen.
Deshalb konnte im Westen in den 50er und 60er Jahren ein ungelernter Straßenfeger problemlos alleine eine Familie von 4 ernähren und ein Haus kaufen - das war mein Opa.
Aber halt nach so 30-40 Jahren geriet das wohl eher in Vergessenheit.
Irgendwie macht micht das jetzt etwas traurig, wenn ich das mit der jetzigen Lage der Wirtschaft und Politik vergleiche…
Hallo Traurig, Wütend hier. Wie geht’s sonst so?
Ich bin traurig und wütend. Multi tasking.
Oh, ganz vergessen: Guck mal, was die FDP in ihrem Programm 1972 zum Thema Umverteilung zu sagen hatte.
Für solche Aussagen beobachtet dich wahrscheinlich heute der Verfassungsschutz :p
Ich hätte niemals in meinem ganzen Leben gedacht, dass so etwas von der FDP gekommen wäre. Würdest du mir sagen, dass das von einer Partei wie Die Linke stammt, dann würde ich es dir glauben.
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Das riesen Problem ist glaube ich, dass die meisten sich diese Schieflage gar nicht vorstellen können. Deshalb scheinen ja auch Forderungen nach Besteuerung oder Abgaben für “Reiche” irgendwie anzukommen, wenn sie für Leute ab z.B. 70k Jahresgehalt gelten. Damit ist man in DE bei Weitem nicht reich.
Medianeinkommen in DE bei 25k € (Netto).
Leute ab z.B. 70k Jahresgehalt […]. Damit ist man in DE bei Weitem nicht reich.
Was sagt das eigentlich aus, dass man beim fast 3fachen Medianeinkommen noch immer nicht Reich ist 🤔
Dass wir ein ziemliches Problem haben, befürchte ich.
Edit: die 70k waren brutto gemeint.
Wer mit 70k immer noch nicht reich ist, hat ein massives Ausgabenprobem.
Kommt vermutlich auf die Definition von “reich” an. Kann man mit 70k gut und ohne große Einschränkungen leben? Absolut! Kann man von 70k alleine eine Familie ernähren und nebenbei bei aktuellen Zinsen und Preisen eine Immobilie abbezalen? Keine Chance.
Ist in der Tat eine Frage der Definition. Ich bin sehr allergisch gegen Schulden. Um ein Haus zu kaufen muss man nach meiner Definition extrem reich sein.
Ein Haus kaufen sind nicht nur Schulden, du hast ja einen Gegenwert erhalten. kannst das Haus ja wieder verkaufen und die Schulden damit (großteils) begleichen. Aber um die anfallenden Raten gut zahlen zu können braucht man dennoch ein gehobenes Einkommen definitiv.
Wer zu Miete wohnt bezahlt im übrigen oft auch nur den Kredit des Vermieters ab
Benötigen wir als Gesellschaft eigentlich den Zustand “Reich”? Also Reich im Sinne “Signifikanter Vermögens Unterschied zum Rest”?
Ein Musk mit Superyacht erfüllt keinen Zweck.
Es sagt aus, dass Reichtum wenig mit Einkommen zu tun hat sondern mit Vermögen.
Und da wir in in diesem Land Arbeit besteuern, während wir Vermögen anbeten, haben wir entsprechende Zustände.
SurprisedPikachu.jpg
Hm. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob das so schlimm ist.
Nehmen wir mal das Beispiel aus dem Artikel: Lidl-Gründer Dieter Schwarz, reichster Deutscher mit über 40Mrd Euro. Das meiste davon dürften seine Anteile an Lidl sein. Würde es irgendwas verbessern, wenn diese Lidl-Anteile an jemand anders gehen würde?
Es gibt ja nur zwei relevante Alternativen: Privatleute oder der Staat. Wenn unser Staat signifikante Anteile an Firmen besitzt muss er sich auch darum kümmern und wenn ich mir zB die Bahn anschaue funktioniert das nicht so gut. Also Privatleute. Das bedeutet doch nichts anderes als dass mehr Menschen mehr Aktien besitzen sollten. Außerdem sollten vielleicht mehr Unternehmen zu AGs werden. Sehe ich nichts schlechtes drin, aber wenn ich mir die Meinungen zur Aktienrente so ansehe, dann wollen das die meisten Bürger hier nicht.
Kurzum: Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, wie Vermögen signifikant umverteilt werden sollte.
Würde es irgendwas verbessern, wenn diese Lidl-Anteile an jemand anders gehen würde?
Warum müssten denn die Anteile an sich umverteilt werden? Die offensichtlichen Optionen, die auch am Ende des Artikels genannt werden (Steuern)
Inzwischen fordert sogar eine Gruppe Hochvermögender aus Deutschland und Österreich unter dem Motto “tax me now” – also besteuer mich jetzt – den Staat auf, ihre Vermögen zu besteuern. Politisch gibt es aber bislang keine Pläne zur Einführung einer Vermögenssteuer oder für eine Erbschaftssteuerreform.
würden einfach Geld zur Umverteilung nutzen. Ob Dieter Schwarz bzw seine Erben dann sein Barvermögen verwenden, Anteile verkaufen, einen Kredit aufnehmen und z.B. seine Anteile als Sicherheit verwenden oder sich anderweitig Geld beschaffen, um diese Steuern zu zahlen, bleibt ihm/ihnen selbst überlassen.
Hm. Ich bin mir gar nicht so sicher, ob das so schlimm ist.
Nehmen wir mal das Beispiel aus dem Artikel: Lidl-Gründer Dieter Schwarz, reichster Deutscher mit über 40Mrd Euro. Das meiste davon dürften seine Anteile an Lidl sein. Würde es irgendwas verbessern, wenn diese Lidl-Anteile an jemand anders gehen würde?
Das Problem ist ja nicht, dass jemand der Besitzer von Lidl ist (auch wenn Marxisten das jetzt anders sehen mögen). Es ist viel mehr, dass sich Vermögen natürlicherweise akkumulieren, was wiederum bedeutet, dass von unten nach oben umverteilt wird. Umverteilung wird aber nur als schlecht bewertet, wenn es von oben nach unten erfolgt 😒.
Es gibt ja nur zwei relevante Alternativen: Privatleute oder der Staat
Unternehmen in Privatbesitz bedeutet nicht zwangsweise eine AG. Migros und Coop in der Schweiz sind beides Genossenschaften mit jeweils ~2.5 Millionen Mitgliedern.
Inwiefern macht es einen Unterschied, wenn es eine Genossenschaft statt eine AG ist?
Dass sie nicht den Interessen von Leuten verpflichtet sind, die kein Interesse an der Entwicklung des Unternehmens haben.
Genossenschaftanteile sind nicht so leicht handelbar. Da gibt’s keinen Markt, keine Börse, keine Kursentwicklung.